Der Ort Unterammergau liegt auf durchschnittlich 835 Meter über Normalnull (NN) im Ammertal im Landkreis Garmisch-Partenkirchen und hat etwa 1600 Einwohner. Die Gemeindefläche beträgt 29,9 km². Die Nachbargemeinden sind Saulgrub, Bad Kohlgrub, Oberammergau und Ettal. Der Ort ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Unterammergau mit den Mitgliedsgemeinden Unterammergau und Ettal. Die höchsten Erhebungen sind die Gipfel des Teufelstättkopfes und des Laubenecks mit jeweils 1758 Metern über NN. Der „Hausberg“ Unterammergaus ist der Pürschling mit 1566 Meter. Das August-Schuster-Haus am Pürschling ist eine ganzjährig bewirtschaftete Berggasstätte und steht an der Stelle einer früheren Jagdhütte der bayerischen Könige.
Unterammergau liegt in der Mitte der Ammergauer Alpen die eine Fläche von 650 km² einnehmen. Der Naturpark Ammergauer Alpen der einen großen Teil, dieses Gebirges einnimmt, umfasst auch zahlreiche andere Naturschutzgebiete, so z. B. das „Pulvermoos“, das größtenteils auf Unterammergauer Gemeindeflur liegt. Dieses Hochmoor beherbergt eine Vielzahl von seltenen Tieren und Pflanzen, darunter 25 Orchideen-Arten, wie das Karlszepter. Auch an den östlichen Berghängen Unterammergaus, dem „Wiesmahd“ finden sich viele seltene Pflanzen. Aus dem Heu dieser besonderen Bergwiesen entsteht neben der besonders aromatischen Milch auch ein begehrter Heulikör.
Das touristische Angebot in Unterammergau umfasst eine Berggasthütte, zahlreiche Gaststätten, ein Cafe, das Dorf- und Wetzstoamuseum und eine Kunsthalle für zeitgenössische Kunst. Für die Gesundheit steht noch zusätzlich eine Kneippanlage am westlichen Ortsrand zur Verfügung.
Daneben gibt es viele Kilometer gut gepflegte Wanderwege unter anderem einen Meditationsweg, den „Wiesmahdweg“, und den Weg durch die Schleifmühlklamm mit ihren kristallklaren Gumpen und Wasserfälle. Ein besonderes Highlight ist der neugeschaffene Wanderweg zu den ehemaligen Wetzsteinbrüchen und dem hoch über dem Dorf gelegenen Aussichtpunkt. Im Rahmen eines europäischen Förderprogrammes wurde dieser als ein Teil des Wanderweges „Das Erbe der Wetzsteinmacher“ angelegt. Dieser Weitwanderweg verbindet die ehemaligen Wetzsteinmacherorte Schwangau, Trauchgau, Unterammergau und Ohlstadt, sowie das Freilichtmuseum Glentleiten.
Auch im Winter ist für den Touristen einiges geboten. Neben vielen Kilometern Loipen zum Skilanglauf gibt es in Unterammergau das Skigebiet am Steckenberg. Seit 1976 werden hier durch künstliche Beschneiung die Pistenverhältnisse deutlich verbessert. Diese Beschneiungsanlage gilt als eine der ersten in Deutschland. Weiter gibt es noch eine Naturrodelbahn auf der unter anderem internationale Rodelrennen durchgeführt werden.
Abgerundet werden diese Angebote durch die vielen Feste und Veranstaltungen der Ortsvereine, die über das ganze Jahr verteilt stattfinden. Hier sind im besonderen die Waldfeste, die Heimat- und Brauchtumsabende, die Standkonzerte und die Aufführungen des örtlichen Bauerntheaters zu nennen. Überhaupt spielt sich ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens des Dorfes in seinen etwa 30 Vereinen ab.
Sehenswert ist die Pfarrkirche aus dem Jahre 1710 mit dem bereits 1688 in seiner heutigen Form erbauten Glockenturm.
Etwa 2 Kilometer nördlich des Ortes steht auf einem Hügel die altehrwürdige Wallfahrtskirche Kappel (Heilig Blut). Sie gilt als das älteste Gotteshaus im Ammergau. Ihre Ursprünge reichen bis in das 10. Jahrhundert zurück. Auch die beiden Unterammergauer Marterlwege sind sehenswert. Sie verbinden zahlreiche Kapellen, Marterl und Feldkreuze. Daneben gibt es im Dorf noch viele Bauernhäuser mit wertvollen Lüftelmalereien.
Aus der Geschichte:
Ab dem 6. Jahrhundert nach Christus siedelten verschiedene germanische Volksstämme, aus denen im Laufe der Zeit die Bajuwaren wurden in unserem Gebiet. Im 10. und 11. Jahrhundert waren die Welfen, die neuen Herzöge und somit die Herren von Bayern. Im 12. Jahrhundert unterstand der „Ammergau“ den Hohenstaufen. 1268 fiel das Gebiet an die Wittelsbacher. Seit dieser Zeit gehört dieser Landstrich ununterbrochen zu Bayern. Das Dorf Unterammergau wurde im Jahre 1280 das erste Mal in einer Urkunde erwähnt. Bereits für das Jahr 1315 war hier eine kleine Kirche bezeugt. Bei der Gründung des Klosters Ettal wurden 11 Höfe und die Mühle dem neuen Kloster zugesprochen. Unterammergau blieb bis zur Säkularisation 1803 unter der Herrschaft der Äbte von Ettal.
1777 und 1836 kam es zu zwei verheerenden Dorfbränden. Dem ersten Brand fielen 63 Wohnhäuser zum Opfer, dem zweiten 41. Riesige Vermögenswerte wurden bei den beiden Bränden vernichtet. Nach dem zweiten Brand wurde das so genannte „Hinterdorf“ 1836/37 unter königlich bayerischer Aufsicht und Anleitung nach einheitlichen Vorgaben wieder aufgebaut. Aufgrund der einzigartigen Häuseranordnung steht heute das „Hinterdorf“ unter Ensembleschutz.
Bereits 1404 sind für Unterammergau Steinbrüche für den Abbau von Wetzsteinen bezeugt. Besondere Gesteinsschichten, die so genannten „Ammergauer Schichten“, eignen sich zur Herstellung von Wetzsteinen, die zum Schärfen von Sensen und Sicheln benötigt wurden und werden. Zwischen 1850 und 1900 erlebte die Wetzsteinmacherei in Unterammergau ihre Blütezeit. Mehr als 50 Familien lebten von diesem Handwerk. Bis zu 250 000 Wetzsteine wurden im Jahr hergestellt. Erste Krisen zeigten sich nach dem ersten Weltkrieg, als künstliche Wetzsteine und Mähmaschinen auf den Markt kamen. Nach dem zweiten Weltkrieg und dem wegbrechen des Hauptabsatzgebietes dem so genannten „Ostblock“ hinter dem „Eisernen Vorhang“ erlosch dieses einst blühende Gewerbe.
Die beiden Weltkriege forderten auch in Unterammergau einen hohen Blutzoll. Die Namen von mehr als 120 Gefallenen und Vermissten sind am Kriegerdenkmal vor der Pfarrkirche in Stein gemeißelt.
2008 wurden die Wetzsteinbrüche von Unterammergau als „bedeutende Dokumente der Natur- und Kulturgeschichte in der Region“ in die Reihe der 100 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen.
Seit 2011 ist in der Schleifmühlklamm, am historischen Originalstandort, eine restaurierte Schleifmühle zu besichtigen. Im Dorf- und Wetzstoamuseum befindet sich ein Modell sowie eine Dauerausstellung über dieses Thema.
2018 wurde der Naturpark Ammergauer Alpen gegründet. Unterammergau ist eines der Gründungsmitglieder und liegt im Herzen des Naturparks. Im selben Jahr wurde mit dem fränkischen Ort Ermershausen eine Gemeindepartnerschaft eingegangen. Sie ist zur Zeit die einzige ihrer Art von Gemeinden innerhalb Bayerns.